Archiv für den Monat: Juni 2016

Angst geht um

Ich kann ja durchaus verstehen, dass es den Kickl (der das hier wohl verzapft hat) wurmt, wenn die Kanzlerumfrage nicht für den Heinrich ausgeht, aber gleich so arges mimimi?
Und dann auch noch geschichtlich ungenau…
Denn wie er da so „schön“ schreibt, SPÖ & ÖVP hätten „von 2006-2016 Österreich massiv an die Wand gefahren“.
Nun Herr Kickl, da muss ich Sie enttäuschen, denn die Regierung Gusenbauer kam erst Jänner 2007 ins Amt, bis es Willi Molterer 2008 „gereicht hat“.
Na? Wer war vorher in der Regierung?
Richtig! Ihre Orangen Freunde, aber gehen wir doch diesen Neid heischenden Post mal von oben bis unten durch:

Ad 1: Zum Referendum:
Nun da stimme ich Hrn. Kern durchaus zu, denn es geht auch immer darum, wie man die Frage stellt, ob die Bevölkerung genug Informationen für diese Abstimmung hat und ob es ein Thema ist, welches keiner fachlichen Spezifikation bedarf, nehmen wir doch einmal zum Beispiel die Volksbefragung zur Wehrpflicht, also blöder hätte man die Antworten nicht formulieren können.
Noch dazu, waren kaum Informationen über das Für und Wider bzgl. Bundesheer u.o. Berufsheer der breiten Öffentlichkeit zugänglich, werter Herr Kickl, also so kann man ein Volk nicht befragen und auf die Art wie es letzten Donnerstag in Großbritannien passiert ist, erst recht nicht. Wenn vom Exit-Lager bewusst mit falschen Zahlen operiert wird und Versprechungen gemacht werden, die ihr Parteifamilienfreund Nigel Farage am Tag nach der Abstimmung schon wieder mit „kann ich nicht versprechen“ (vor allem weil die Zahlen komplett aus der Luft gegriffen waren) kommentieren muss, dann kann eine Bevölkerung nicht zur Entscheidung herangezogen werden, hier ist die Schweiz durchaus ein Vorbild, da sie vor den Abstimmungen Infobroschüren verteilt, aber seien wir uns doch einmal ehrlich, wie soll ich einer Partei, deren Bundesparteiobmann einfach mal so mir nichts, dir nichts nach Salzburg fährt und dort die Landesspitze eigenmächtig rausschmeißt und auch schon ganze Landesorganisationen aufgelöst hat, ernsthaft abkaufen sie wäre für direkte Demokratie? Für Bürgerbeteiligung, die sie bei der eigenen Basis nicht lebt? Da muss ich doch schon sehr bitten, beleidigen Sie nicht meine Intelligenz.

Ad 2 & 3: „Selbstverliebt und eitel“: Als ich diesen Satz gelesen habe, wäre ich fast vor lachen vom Stuhl gefallen. Das kommt ausgerechnet von jener Partei, deren BuPO sich nur mit Rolex und RayBan zeigt? Sagen Sie jetzt nicht, die Anzüge vom Strache wären von der Stange… das glaubt Ihnen nämlich echt niemand, wissen Sie was das ist? Das gezielte Schüren von Neid und das noch dazu von einer Partei, die es sich nicht nehmen lässt einfach mal so 120.000 Euro für eine Facebook-Kampagne raus zuschießen und einen Anführerkult um den BuPO betreibt, der an längst vergangene Tage denken lässt, ach lassen wir das, dass der Herr Strache einer der meistgephotoshoppten Politiker Österreichs ist, darüber brauchen wir glaub ich nicht reden.

Ad 4: Die Rede vom Kanzler: Ja es mag sein, dass hier einige Zitate gefallen sind, da ich die Rede allerdings ebenfalls gesehen habe und durchaus positiv überrascht war, kann ich diesen Absatz eigentlich nur als Ausdruck „blanker Angst“ interpretieren, weil halt der Platz 1 bei der Kanzlerfrage abhanden gekommen ist, kann man also getrost ignorieren.

Ad 5: Naja das ist eigentlich das selbe wie Ad 1, obwohl ich dazu schon noch etwas ergänzen möchte, auch Faymann wurde nicht „als Kanzler“ gewählt, sondern war Spitzenkandidat einer Partei, welche den ersten Platz geholt hat, wenn also diese Partei (welche legitimiert ist) die Entscheidung trifft eine Personalrochade vorzunehmen, ist dies durchaus legitim, aber auch hier verstehe ich die Panik der FPÖ, da rein vom charismatischen Eindruck (inhaltlich kann man noch nicht viel sagen, aber die Zeit muss man einem neuen Team schon geben, da werde auch ich mit viel Skepsis der Dinge harren) eine Verbesserung von Faymann hin zu Kern stattgefunden hat (zugegeben, das war nicht schwierig, ist aber ganz gut gelungen), und euer Anführer jetzt natürlich „grinsende Konkurrenz“ bekommen hat.

Ad 6: Naja das hab ich eh schon oben angesprochen, da bleibt mir nur mehr Bruno Kreisky zu zitieren: „Lernens Geschichte“ <-so lange ist es immerhin noch nicht her.

Die Fiktion des „besseren Menschen“

Dieser Tage hört man es wieder vermehrt: „wir sind besser als die“, ich möchte dieses „besser“ einmal direkt beleuchten, also schauen wir uns das doch einmal gemeinsam an.

Gibt es einen besseren Menschen?
Ist es wirklich möglich, dass ein Mensch rein von seiner Abstammung her „besser“ als der andere ist? Nur weil er in einem reicheren Land geboren ist und sich daher eines, sagen wir mal „gemütlicheres“ Lebens erfreuen kann?
Einmal ganz davon abgesehen, dass gerade in den Industrieländern die „interne Armutsschere“ eklatant auseinanderklafft und es innerhalb der eigenen Bevölkerung mehr auffällt wenn jemand arm ist, ist diese Kategorie von „besser“ schlichtweg nicht existent.

Man kann nur in etwas besser sein.

Möglich, du bist jetzt eventuell schneller als dein Gegenüber, dass gerade von einem Kriegsgebiet zu dir geflüchtet ist, du bist vielleicht stärker (warum hast du dann so eine Angst vor dem Flüchtling?) als er, möglicherweise hast du auch die bessere Ausbildung (warum macht es dir dann solche Angst, dass er dir den Job wegnehmen könnte?).
Eventuell haben wir Österreicher auch die besseren Schispringer, möglich, dass die Kenianer schneller laufen können als wir, möglicherweise kannst du besser rechnen, es ist auch möglich, dass du schönere Texte schreibst als ein anderer…

Gut hier sind wir in einer Kategorie angelangt, der Kunst bzw. der Literatur, die sehr ins subjektive geht, „schönere Texte“, das kann jeder anders sehen, manchen gefallen die Texte von Heinrich Heine besser, andere lehnen sich eher bei der Lektüre von Johann Wolfgang von Goethe entspannt zurück, ein wieder anderer liest gerne die Bücher von Edgar Allan Poe ein anderer eher das Wirschaftsblatt oder die Kronenzeitung – meinetwegen, soll er doch.
Das macht alles den einen nicht „besser“ als den anderen, nur anders und diese Vielfalt macht unsere Welt aus, dieser Planet wird momentan von 7.427.711.200 (sekündlich steigend und bei der Fertigstellung dieses Posts lange nicht mehr aktuell) Menschen bevölkert, jeder von uns ist verschieden, aber eines ist keiner von uns: „ein besserer Mensch“, ganz egal ob ihr das glaubt oder nicht.

Der Glaube
Jetzt hätte ich beinahe den subjektivsten Grund sich als „besser“ zu erachten vergessen. Du fragst mich: „Subjektiv?“ Na beweis es mir doch!
Keiner von uns kann sagen, haben jetzt die Christen, die Juden, die Muslime, die Hindus, die Buddhisten oder die Atheisten recht, oder sind es die Naturvölker die recht haben – keiner von uns kann es beweisen, weil wir es eben nur glauben können und ganz ehrlich – das steht nun wirklich jedem frei, was er glauben will, auch hier gibt es keine „besseren Gläubigen“, denn wie sollte man das auch bemessen?

So und wer jetzt sagt, „Ich bin trotzdem besser, weil ich (Bsp.) Österreicher bin“, dem muss ich leider (meiner Meinung nach) vorhalten, diese Meinung nur zu vertreten, weil er in den in diesem Text genannten Kategorien nicht mithalten kann und diese ließen sich vielfach erweitern, diesen Menschen gebe ich nur einen guten Rat mit auf den Weg, such dir etwas, das du gut kannst und sei darauf stolz, denn der Ort deiner Geburt oder das Menschsein selbst, das macht dich nicht per se besser, wäre ja auch traurig, wenn du am Ende des Lebens nur sagen kannst: „Ich bin stolz darauf gelebt zu haben“.