Nach längerem Überlegen, hatte ich mich am Montagmorgen entschlossen, die Reise nach Wien anzutreten und zur Anti-Pegida Demonstration zu fahren, also hatte ich meine Sonnenbrille eingepackt, mir meinen schwarzen Filzhut aufgesetzt und war ins Taxi gestiegen.
Nach 4 Stunden Zugfahrt in Wien angekommen, traf ich auf eine ziemlich bunte und vorerst noch überschaubare Menschenmenge, das sollte sich allerdings schnell ändern, am Ende waren es dann 5.000 Menschen, die friedlich ohne Zwischenfälle gegen die (wie sich später herausstellte ca. 250) verwirrten Typen von Pegida-Wien demonstrierten, etwas laut der Haufen, aber friedlich.
Da spazierte ich also mit 2 Freunden gemeinsam in einer Gruppe mit, neben uns war eine Gruppe Feministinnen, denen unser Schild „Nationalisten sind keine Europäer“ wohl nicht so gefallen hatte, da sie eher EU-kritisch eingestellt zu sein schienen.
Wie dem auch sei, es wurde friedlich nebeneinander demonstriert, es ging schließlich um etwas anderes auf dieser Demo, es ging darum, dass Österreich so eine Veranstaltung wie „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ nicht unkommentiert lassen dürfe, es ging uns darum ein Zeichen zu setzen, dass „Die da ganz sicher nicht das ‚Volk sind'“
Da Strache und seine FPÖ sich ja ganz klar pro-Pegida positionierten, hatten wir auf die Rückseite unseres Demoschildes, noch „Strache go Home“ geschrieben, in Anlehnung an dessen Herkunft und seine immer wieder klar ausländerfeindlichen Aussagen, das schien einem älteren Herren (der sich wohl in der Demo geirrt hatte, und wohl eher lieber der 251. Pegida Demonstrant gewesen wäre) den man ohne weiteres als Kind der Kriegszeiten ansehen hat können, dazu veranlasst mich ziemlich energisch anzugehen und mich erst zu fragen, was da steht, da der Text auf englisch war, übersetzte ich bereitwillig, worauf mir der Herr eine Frage stellte die nicht nur ich erstaunlich fand. „Bist du Jude?“ fragte er ziemlich abschätzig, „Nein bin ich nicht“ entgegnete ich wahrheitsgemäß, worauf er meinte „du siehst aber wie einer aus“ das hätte beinahe zu einem Handgemenge zwischen dem Herren und einem meiner Begleiter geführt, was die uns umgebenden jedoch noch verhindern konnten, man sah aber ganz klar, in dem Herren ein Potential zur Gewaltbereitschaft.
Es ist erschreckend zu sehen, wie oberflächlich manche Menschen andere beurteilen, da reicht ein Vollbart und ein schwarzer Hut und du bist Jude für so manches Individuum unserer Gesellschaft, da wundert es einen nicht, dass Pegida auf fruchtbaren Boden fällt.
Glücklicherweise war dies auf der Gegendemo zu Pegida wirklich nur ein „bedauernswerter Einzelfall“
Nach der Kundgebung am Stefansplatz wollten wir noch kurz wo einen Kaffee trinken gehen, jedoch war der Stefansplatz weiträumig abgesperrt und wir somit sozusagen „eingesperrt“.
Seitengasse um Seitengasse eine Polizeibarrikade, der Hubschrauber kreiste, seit 16 Uhr immerhin schon 3 Stunden, immer noch über dem Gelände, wir haben eine Weile gesucht, bis wir den versprochenen „Ausgang an der nächsten Kreuzung“ wie es uns von den Polizisten geschildert wurde gefunden hatten und 5-6 Querstraßen weiter, in die Kärntner Straße einbiegen konnten, wo dann gleich 20 Mann im Stechschritt „zur Reserve abkommandiert“ einmarschierten. Ich hatte das Gefühl bei einem Militäreinsatz unter die Räder zu kommen und wir haben mit ziemlich mulmigem Gefühl noch schnell die Straßenseite gewechselt.
Es ist schon ziemlich bedrückend zu erleben wie in diesem Land Menschen wenn sie sich gemeinsam mit einer Religionsgemeinschaft (und ich bin ziemlich enttäuscht, dass hier nur eine Religionsgemeinschaft dabei war, ich hätte mir erwartet, dass sich die christlichen Kirchen hier solidarisch zeigen) zusammenschließen um gegen Fremdenfeindlichkeit und Ressentiments gegen Andersgläubige aufzutreten, von der Polizei „eingekesselt“ wird, wenn man die „AUF-Wagen“ dann allerdings sieht, erklärt sich dies einem eigentlich auch wieder von selbst.
An diesem Abend fand dann auch noch eine Diskussionrunde bei Puls4 statt, als ich mir diese gestern online angesehen hatte war ich allerdings wieder etwas gelassener, es zeigt sich dass politische mit Pegida nichts anzufangen ist, der „Hype“ in Deutschland ist ohnehin schon wieder vorbei und in Wien, wo am Mittwoch dann auch der Sprecher, ein gewisser Herr „Nagel“ zurückgetreten ist (man fragt sich wovon) ist es mittlerweile fraglich ob eine weitere Demo stattfinden wird, Ich sehe diese Chaotentruppe mittlerweile gelassen da besagter Herr Nagel außer einigen einstudierten Floskeln nichts vorweisen konnte, die Abschaffung von längst ersetzten Gesetzen forderte aber auf konkrete Fragen keinerlei brauchbare Antworten liefern konnte.
Alles in allem sehe ich in Österreich keine Gefahr, dass es zu einem Erstarken dieser Bewegung kommen könnte, ich glaube, sollten die Demonstrationen in Linz und Innsbruck wirklich stattfinden, dass der Gegenwind der gleiche sein wird, wie er es schon in Wien war.