GroĂźbritannien 2009.
Ein Mann betritt die Bühne von Britain’s Got Talent.
Er sieht aus wie ein Indie-Rocker – aber was dann kommt, ist alles andere als erwartet:
Ein glasklarer, schwebender Countertenor-Ton, der selbst die Jury aus der Fassung bringt.
Greg Pritchard.
Nicht perfekt inszeniert. Nicht medienoptimiert. Aber echt. Und viel zu frĂĽh.
Damals war für einen wie ihn kein Platz auf der ESC-Bühne – und seien wir ehrlich:
In einem Land, das sich immer noch in einer parlamentarischen Monarchie verheddert, ist es nicht überraschend, dass queere Innovation eher als Kuriosität denn als künstlerische Vision gesehen wurde.
2025: JJ betritt die BĂĽhne.
Ein Countertenor – wieder.
Aber diesmal in einem europäischen Klima, das zumindest gelernt hat, den Blick ein bisschen weiter zu richten.
Nicht nur stimmlich besonders. Nicht nur ästhetisch androgyn.
Sondern als Repräsentation einer Identität, die sich nicht festnageln lässt.
Und nein – ich sage nicht, dass JJ trans ist.
Aber ich sehe da einen nonbinären Vibe, eine Fluidität, die spürbar macht:
Stimme kennt kein Geschlecht. Präsenz keine Norm.
Warum das wichtig ist?
Weil Sichtbarkeit nicht nur fĂĽr den Applaus da ist.
Sichtbarkeit ist eine Einladung an die, die sich selbst noch nicht sehen dĂĽrfen.
Ich schreibe das hier nicht nur als Teil der LGBTIQ-Community.
Ich schreibe es als aktiver Ally des T darin.
Denn während sich vieles im queeren Mainstream langsam öffnet, ist es noch immer das T, das am stärksten ausgegrenzt, missverstanden oder instrumentalisiert wird.
Was wir brauchen, ist nicht nur die groĂźe Show.
Was wir brauchen, ist ein Klima, in dem eine Stimme wie die von JJ nicht exotisch, sondern selbstverständlich ist.
Und Ă–sterreich?
Nein, wir sind da keine Vorreiter.
Wir haben Conchita.
Wir haben manche Momente gehabt.
Aber wir haben auch Parteien, die ihre Zeit lieber damit verbringen, Menschen zu marginalisieren, als sie sichtbar zu machen.
Wir haben unsere eigenen Sträuße auszufechten – und das T steht dabei oft ganz hinten in der Reihe.
Mein Wunsch?
Mehr JJs.
Mehr Gregs.
Mehr Stimmen, die nicht erklären, wer sie sind, sondern zeigen, dass sie da sind.
FĂĽr uns.
Und vor allem fĂĽr jene, die gerade erst beginnen, sich selbst zu erkennen.
Let’s make queerness visible – nicht als Deko, sondern als das, was sie ist:
Teil unserer Gesellschaft.
Teil unserer Kultur.
Teil unserer Zukunft.